In dem anhaltischen Orte Horstdorf lebte zur angegebenen Zeit die Tochter eines Hopfenhändlers, von welcher der Volksmund sagte, dass sie leibhaftiger Weise vom Teufel besessen sei, der ihren Leib gewaltig peinige, die Gliedmaßen verdrehe oder sie zusammenkrümme wie eine Kugel. Andere setzten hinzu, sie habe eine Blase in der linken Seite, aus welcher der Satan in vielerlei Sprachen rede. Sie könne durch diese Blase prophezeien und wisse insonderheit den ganzen Lebenslauf der Prediger, die bei ihr gewesen wären. Es würden auch alle Prediger krank, welche mit ihr zu schaffen hätten, wie zu Exempel der Archidiakonus Block aus Kemberg. Das Mädchen kam selten unter die Leute, entschlug sich fröhlicher Gesellschaft, weil sie keinen Scherz leiden konnte. Und nahm viel mehr seine Zuflucht immer zur Bibel und zu anderen geistlichen Büchern. Es ist nicht zu verwundern, daß diese Person das allgemeine Interesse in ungewöhnlicher Weise erregte. Unter den Neugierigen, welche von Nah und Fern nach Horstdorf kamen, und das Wunder mit eigenen Augen zu schauen befanden sich Ärzte, Geistliche und sogar die Prinzessin Wilhelmine von Anhalt Dessau. Auch „eine der angesehensten Personen vom Dessauischen Hofe, die zugleich eine obrigkeitliche Person war“ ritt dahin, um die Gaukelei mit anzusehen. Weil es bekannt war, daß dieser Herr das Austreiben sehr kräftig zu verrichten pflegte, hielt sich der Teufel auffallend ruhig. Den anderen Tag ritt er wieder hin und das Mädchen versicherte, daß sie wieder nichts vom Teufel in ihr bemerkte. Den dritten Tag erhielt er dieselbe Antwort, obgleich sie sonst nicht zwei Stunden Ruhe gehabt hatte. „O“ sagte dieser Herr „Ich kenne den Teufel, der dich besitzt. Wenn du dich aber unterstehst, noch einmal in meiner Anwesenheit Begeisterung vorzugeben, so werde ich es deinen Buckel empfinden lassen.“ Einige Tage darauf verschwand nicht der Teufel, sondern das Mädchen, und sie entwich aus dem Dessauischen gen Kemberg. (Aus einem Briefe des ehemaligen Ministers Abbt, später Prof. zu Frankfurt) Am 23. April des Jahres 1759 kam der Dorfrichter Gottfried Meister aus Schleesenzum Probst und Superindenten Gottlieb Müller in Kemberg und ersuchte denselben im Namen einer aus dem Anhaltischen gebürtigen angefochtenen Weibsperson – eben der „Lohmannin“ – daß er ihr mit Gottes Wort und Gebet beistehen und zudem Ende erlauben möchte, daß sie täglich ein paarmal zu ihm komme. Sie wolle sich einige Tage in Kemberg bei seinen – des Richters – Bruder aufhalten. Es habe eine wunderliche Beschaffenheit mit dem Mädchen, indem ein guter und ein böser Geist aus ihr rede. Das Gute habe aus ihr und zu ihr gesprochen, sie solle sich nach Kemberg begeben, da wäre sie unter dem Beistande der Diener Christi gefunden werden. Nach einigem Zögern willigte der Probst ein, um nicht in den Verdacht der Lieblosigkeit gegen einen Elenden oder der Furcht vor dem Teufel zu verfallen. Da der Probst besorgte, die Person möchte in Raserei geraten und ich solchem Zustande sein Leben bedrohen, so forderte er den Pastor aus dem benachbarten Rotta einen „beherzten“ Mann, auf, bei der ersten Unterredung gegenwärtig zu sein.